Sexlexikon

zurück

Zen Sex

Schon 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung erkannte der chinesische Weise Lao-Tse: "Gegensätze und Unterschiede bestimmen und erklären sich gegenseitig und ihr sich veränderndes Gleichgewicht bewahrt die Harmonie der Dinge." Um die Energie zu nutzen, die aus dem Zusammenspiel dieser Gegensätze entsteht bedarf es einer Haltung, welche der Zen-Philosophie entspricht: Nur ein entspannter Geist vermag mit der Spannung zu spielen die dem Orgasmus vorausgeht. Es ist ein Wechselspiel von Rückzug und dramatischer Steigerung - je nach Stimmung. Im Zen gibt es nur das Jetzt. Die Vergangenheit ist vorbei - die Zukunft eine Illusion. Verliere dich im Liebesspiel, gehe im Augenblick auf.Die Kunst des Zusammenspiels besteht darin, den Rythmus des Gebens und Nehmens zu begreifen, der zu jeder Beziehung gehört. Symbolisiert durch das Zusammenspiel von Yin und Yang. Das Yin-Yang Zeichen ist das wichtigste Symbol des Taoismus, der Lehre von Lao-Tse. In den alten Schriften wird dieses Zeichen "das Eine", "das Große", das "Wahrhaftige", "das Letztgültige" genannt. Es zeigt die gegensätzlichen Kräfte der Natur, die sich nicht konträr gegenüber stehen sondern sich gegenseitig in Idealform ergänzen. Keines überwiegt und jedes birgt in sich selbst auch einen Teil des Anderen: Alles in jeweils runder harmonischer Form, Keines ist notwendiger oder besser als das Andere. Beide stehen für die Gegensatzpaare aus denen sich unsere Erfahrungen mit dem Kosmos zusammensetzen: Das Weibliche und das Männliche, Leben und Tod, Liebe und Hass, Materie und Leere, Oben und Unten, Licht und Dunkel etc. Wie zwei Liebende im Sexualakt sind auch Xin und Yang nicht statisch sondern ständig im Fluss, nicht getrennt sondern miteinander vereint, entgegengesetzt und doch ineinander greifend. Beide bilden ein einziges Ganzes. Nichts veranschaulicht die Vorstellung von "den beiden die eins sind und dem einen das zwei ist" deutlicher als zwei ineinander verschlungene Liebende. Beide sind für sich genommen ganz - aber zugleich auch die Hälfte eines größeren Ganzen.Je mehr wir im Einklang mit Yin und Yang leben desto feiner wird unser Gespür für Tempo und Timing. Jeder dramatischen Kunstform liegen die Yin-Yang Prinzipien von Spannung und Entspannung zugrunde. Die Kunst des Liebesspiels macht da keine Ausnahme. Spiele mit Yin und Yang und steigere die sexuelle Spannung bis zum Maximum. Wenn dieser Augenblick erreicht ist, lass los! Dann verlierst du jeden Halt und fällst ins Bodenlose um lustvoll aufzusteigen. Im Französischen heißt der Orgasmus le petit mort (der kleine Tod). So gesehen ist jedes sexuelle Loslassen eine Erfahrung des großen Mittelwegs zwischen Leben und Tod. Im wahrsten Sinn des Wortes eine Selbsterfahrung. Durch den Weg des Loslassens werden wir uns der göttlichen Kraft in uns bewusst und bekommen eine Ahnung von unserer Sterblichkeit und Unsterblichkeit zugleich. Im Zen muss jede Anhaftung überwunden werden. Konsequenterweise solltest du dich sogar von dem Ziel lösen einen Orgasmus haben zu müssen. Mit der Zielorientiertheit kommt die Versagensangst und die dauernde zweifelnde Selbstbeobachtung. Es ist wie mit dem Glück das sich auch nicht zwingen lässt. Was letztlich zählt ist der Weg: "Die Übung selbst ist Erleuchtung" sagen die Zen-Meister. Was dabei herauskommt, kommt dabei heraus - tu es einfach und lasse es geschehen....